Eine Patronin für den Seelsorgeraum

Jede Kirche und damit jede Pfarre hat einen Schutzpatron oder eine -patronin und deshalb tauchte diese Frage in der Vorbereitung des Seelsorgeraumfestes auch für unseren gemeinsamen pastoralen Raum auf. Ein Schutzpatron, eine Schutzpatronin für den Seelsorgeraum soll etwas Verbindendes und als Fürsprecher:in für die Anliegen unseres Seelsorgeraumes anrufbar sein.
Im Vorbereitungsteam haben wir uns wegen des kurzen Zeitraumes ohne größeren Beteiligungsprozess für eine Frau entschieden, weil zum Großteil Frauen das Leben in unseren Pfarren tragen.
Unsere Wahl fiel auf die heilige Katharina von Siena. Sie und die heilige Theresia von Avila wurden als einzige Frauen von Papst Paul VI am 4. Oktober 1970 zur Kirchenlehrerin erhoben. Von ihr sagte der Gelehrte Franz Xaver Kraus: „Diese Frau und ihr Leben sind eines der größten Wunder der Geschichte, auch für den, der an Wunder nicht glaubt.“
Katharina erblickte 1347 als 24. Kind einer Färberfamilie in Siena das Licht der Welt und lebte in einer Zeit, die sowohl innerkirchlich als auch in ihrem Umfeld in Italien von Zwistigkeiten und zahlreichen Turbulenzen geprägt war. Das Ansehen der Päpste war gebrochen. Die Nachfolger Petri hatten ihren Sitz von Rom nach Avignon in Südfrankreich verlegt und waren dort in die Abhängigkeit der französischen Könige geraten.
Mit 18 Jahren trat Katharina in den Dominikaner-Terziarien (3. Orden) in Siena bei. Sie pflegte in den folgenden Jahren Kranke und Sterbende. Im Laufe der Jahre wurde Katharina, obwohl noch jung an Jahren, zur begehrten Ratgeberin von Fürsten und Persönlichkeiten der Kirche. Ihr gelang es, Papst Gregor XI von Avignon nach Rom zurückzuholen.
Als 1378 das abendländische Schisma (Spaltung der Kirche wegen mehrerer Päpste) ausbrach, stellte sich Katharina auf die Seite des rechtmäßig gewählten Papstes Urban VI und forderte laut dessen Anerkennung. Auf seinen Wunsch hin zog sie nach Rom, wo sie sich bis an ihr Lebensende am 29. April 1380 für die Einheit der Kirche aufarbeitete. Katharina hinterließ 381 Briefe. Sie gelten bis heute als klassische Literatur und sind Zeugnisse mystischer Theologie.
Katharina ist die Patronin Europas, die Hauptpatronin Italiens und untere anderem Patronin der Krankenschwestern und Pfarrsekretärinnen.
Aus einer innigen Christusbeziehung schon von jungen Jahren an brannte ihr Feuer für die Kirche und für die Menschen. Sie kämpfte für die Einheit der Kirche und für den Frieden in ihrem politischen Umfeld. Dabei schreckte sie nicht vor klaren Worten und Kritik zurück. Man kann sie sie als eine der größten Frauen der Kirchengeschichte bezeichnen. Für uns im Seelsorgeraum kann sie Vorbild im Bemühen um Einheit und Zusammenhalt und Motivation für unser Dasein für die Menschen sein. Sie belebt unser Engagement gegen den Verfall der Kirche und für Reformen, die die Seelsorge stärken.
1461 wurde Katharina von Papst Pius II heiliggesprochen.
Am Gedenktag der heiligen Katharina, dem 29. April, werden wir in einer Pfarre gemeinsam einen Gottesdienst feiern und zur Begegnung einladen.
(Quelle: Die Heiligen im Jahreslauf von Vera Schauber und Hanns Michael Schindler)
Herbert Schaffenberger